Freitag, 19. Dezember 2008

19. Dezember - Warum objetiv sein?

Heute wird es wohl eher philosophisch, als ein Reisebericht. Doch aus aktuellem Anlass kam mir folgende Frage auf, die ich nun oeffentlich stellen will und um eure Meinung dazu bitten moechte:

"Wozu ist eine objektive Meinung gut?"

In der Schule kriegt man oft gesagt, dass man, wenn man seine Meinung vertritt, diese auch sachlich, objektiv und logisch begruenden soll. Doch hat uns jemand einmal verraten warum? Wenn ich als Mensch etwas tue, dann tue ich dies fuer andere Menschen und Menschen sind ja keine Objekte sondern Subjekte. Wenn ich also das Feedback meiner Mitmenschen ernstnehme, dann doch mit dem Ziel etwas zu verbessern und zwar nicht nur rein objektiv. Ich will, dass diese Verbesserung auch von Menschen wahrgenommen, genauer gesagt, subjektiv wahrgenommen wird.

Was nuetzt es mir, wenn ich etwas tue, was jeder objektiv betrachtet wunderbar findet, aber ihm aus rein persoenlichen Gruenden nicht gefaellt. Tue ich damit ueberhaupt jemandem einen Gefallen, wenn es niemandem persoenlich gefaellt? Ist es daher nicht viel wichtiger, dass eine Sache jemandem persoenlich gefaellt, als dass diese Sache rein objektiv betrachtet prima ist? Und ist es dafuer nicht viel wichtiger eine subjektive Meinung zu erhalten als eine objektive und warum dann ueberhaupt dieses ganze Gerede von Objektivitaet?

Ich bin der Meinung, dass logisches Denken in unserer Welt vollkommen ueberbewertet ist. Logisch Denken mag ein Ausdruck von Bildungsniveau zu sein, doch verkommt Bildungsniveau nicht immer mehr zu einem reinen Statussymbol und rueckt damit tief in die Ecke der materiellen Werte?

Ich finde man sollte wieder anfangen sich mehr Gedanken ueber den Menschen zu machen und den Menschen so hinzunehmen wie er eben ist: empfindsam. Die Empfindungen spielen eine viel groeszere Rolle fuer unser Wohlbefinden, als reine Fakten und sind zudem keines Wegs objektiv. Wer also wirklich Feedback ernstnehmen will um etwas fuer den Menschen zu tun, der sollte auch den Mut haben, sich mit subjektivem Feedback auseinander zu setzen und seine Mitmenschen dazu ermutigen, auch subjektiv zu argumentieren, denn nur so kann man den Menschen erreichen.

18. Dezember - Feng Shui Heizungen

In Kanada ist es manchmal kalt und ich friere.

Dienstag, 16. Dezember 2008

15. Dezember - Weihnachten für die ganze Familie

In Kanada wird nun die Werbung auf ein ganz neues Zielpublikum eingestellt: Haustiere. Da heißt es nun während einer der viel zu vielen Werbeunterbrechungen: "Machen sie ihrem Haustier zu Weihnachten ein Geschenk, welches es nie vergessen wird." Die Werbemacher haben wohl schon erkannt, dass man dem demografischen Wandel Rechnung tragen muss. Längst ist die Verschiebung von Jung nach Alt in der Alterspyramide/Urne nicht mehr das Kernproblem. Die Verschiebung von Kind nach Hund wohl schon eher. Und wenn die Eltern schon zu geizig sind, ihr ganzes Geld in ihre Kinder zu investieren und damit den armen Handel um ihr Weihnachtsgeschäft bringen wollen, so sollen sie doch bitte ihrem Haustier eine ganz besondere Freude bereiten. Schließlich muss das Geld weg und mal ehrlich: Haben sie schon einmal in die süßen Augen eines kleinen Hundes geschaut und seine Freude bewundert, wenn er das Geschenk auspackt und ein neues wunderschönes Kuscheltier bekommt? Dies ist doch genau der Moment, für den Weihnachten gemacht wurde.

Ganz im Sinne von "was Kinderaugen können, können Hundeaugen schon lange" wünsche ich allen eine frohe Weihnacht.

Montag, 15. Dezember 2008

14. Dezember - Schnee, Einkaufen und Kopfabhacken

Es ist früh am Sonntagmorgen. Komische Dinge gehen hier vor sich: 1. Wer hat wieder die Kühlschranktür offen gelassen, es ist Sau kalt hier und 2. was ist das für ein komisches Geräusch, welches so klingt als ob jemand Schnee schiebt. Das offensichtliche kann ja getrost ausgeschlossen werden: Schneeschieben kommt nicht in Frage. Die ganze Woche war es mal wieder zwischen 5 und 7 Grad und regnerisch, von Schnee keine Spur. Mysteriös... Aber was soll 's. Aiman Abdallah und sein Galileo Mystery-Team werden der Sache schon auf den Grund gehen. Kümmer ich mich erstmal um die offensichtlichen Probleme: Es ist immernoch Arsch kalt hier.

Mittagszeit: Erstmal Frühstück machen. Nach kurzem Überlegen beschließe ich, dass es auf dieser Erde eine Zeitzone geben muss, in der gerade gefrühstückt wird, warum denn dann nicht auch hier. In der Küche angekommen bemerke ich draußen eine weiße Substanz, welche wie Schnee aussieht und ganz Vancouver zu bedecken scheint. Mysteriös!

Nach einer äußerst kalten Dusche (ich bin wohl nicht der einzige in diesem Haus, der gerne warm duscht und hier wird eben noch geteilt was gut ist) beschließe ich dann einen kleinen Einkaufbummel zu tätigen (ich danke an dieser Stelle Stephan für das schöne Wort "tätigen". Ich habe selten ein schwächeres Verb benutzt). Draußen angekommen bemerke ich das ganze Ausmaß des Temperaturwandels: Es ist Arsch kalt hier! Und diese seltsame weiße Substanz unter meinen Schuhen knarkst wie Schnee. Schnell noch mal alle Fakten zusammengefasst: Es ist kalt, verdammt kalt, heute Morgen ein Geräusch, als ob jemand Schnee schiebt, über all dieses weiße Zeug und ja, es hört sich an wie Schnee. I think I spider. (oder um es Kanadisch zu sagen: I fuckin' think I damn fuckin' spider, dude) Hier liegt wirklich Schnee! Schnell noch die Außentemperatur geprüft: Wir haben Minusgrade -- und einfach verglaste Fenster -- das wird ein harter Winter.



Aber auf die Kanadier ist ja verlass. Wenn sie eines so richtig gut können, dann ist das Heizen. Ich bin ja der Meinung, dass die Heizung die kanadische Antwort auf die amerikanische Klimanalage ist und so wie der Amerikaner gern auch in Las Vegas Pelztragen können möchte, so gibt es für den Kanadier nichts schöneres als in kurzen Klamotten im tiefsten Winter rumzulaufen. Kurzum: Der Bus war warm, auch wenn dieser Busfahrer mal nicht seinen Shortstag hatte; frieren muss in so einem Bus wahrlich niemand.

Der öffentliche Verkehr läuft wie immer. Google sagt 10 Minuten mit dem Auto, 40 Minuten mit Bus und Bahn, na das geht doch. In Metrotown angekommen stürze ich mich erstmal ins bunte treiben. Geschäfte gibt es ja viele, nur gefunden habe ich leider nichts bis auf einen Stand wo man "Asian Movies" kaufen kann. Asiatische Filme klingt ja erstmal spannend, mal gucken, was sich dahinter so verbirgt. Schnell sieht man ein, dass es sich bei dieser Art von Unterhaltung nicht um die typische Popcornunterhaltung handelt. Um den Asiaten glücklich zu machen, müssen schon Köpfe rollen. Und so wurde auf dem Werbemonitor auch ordentlich rumgemetzelt was das Zeug hält. Warum einfach nur Leute umbringen, wenn man auch zeigen kann, wie riesige Lanzen ganze Menschenkörper durchboren. Da wurden Köpfe abgebauen und an den Haaren durch die Gegend geschleudert, aber wer meint, dass dies nicht unbedingt die angemessene Art von Film für die Kinderweihnachtszeit ist, den kann ich beruhigen. Nein es wurde nicht geküsst und es hat auch niemand "Fuck" gesagt, also kein Grund es nicht im größten Weihnachtstreiben öffentlich zu zeigen. Auch die Tatsache, dass ein Vater große Sorgen hatte seinem vielleicht sechsjährigen Sohn zu erklären, warum dem Mann gerade der Kopf abgeschlagen wurde, sollte den Kanadiar nicht zum nachdenken anregen.

Dank meiner Mitbewohner gucke ich hier recht oft den Foodchannel und vor jeder Kochsendung wird der Zuschauer darauf aufmerksam gemacht, dass die folgende Sendung Szenen mit "coarse language" beinhalten kann. Und tatsächlich wird jedes mal wenn einem Koch etwas misslingt, jedes einzelne "Fuck" ordnungsgemäß ausgepiept. Man kann also nicht sagen, dass die kanadischen Behörden den Jugendschutz nicht ernstnehmen. Um so schockierender finde ich es, dass ich wohl der einzige bin den es stört, dass solche brutalen Filme öffentlich gezeigt werden dürfen.

Bevorzugte Kleiderwahl in Vancouver: Immernoch der kurze Rock. Die haben doch nen Knall die Kanadier. Ich habe schon wieder kalte Füße und werde erstmal sehen, ob ich mein Zimmer wieder irgendwie warm bekomme.